Ernährung bei Demenz - Infos & Tipps für Pflegende und Angehörige
„Demenz“ bedeutet übersetzt „weg vom Geist“ oder „abnehmender Geist“ – eine unzutreffende Beschreibung dessen, wie Menschen mit Demenz sind: bis zuletzt Menschen voller Geist, Seele und Gefühl. Deshalb spielt auch das Thema Ernährung eine wichtige Rolle im Leben der Betroffenen. Wir von der Landhausküche möchten Angehörige, Pflegende und Betroffene mit wertvollen Tipps und Hilfestellungen rund um die Ernährung bei Demenz unterstützen.
Geben Sie dieses Wissen auch an Ihre Kolleginnen und Kollegen in der Pflege oder Ihre Angehörigen weiter. Jetzt einfach und kostenlos das Merkblatt "Demenz is(s)t anders - Infos und Tipps zur Ernährung mit Demenz" herunterladen und ausdrucken.
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Inhalt
Essverhalten bei Demenz - Welche Auswirkungen kann Demenz auf die Ernährung haben?
Ernährung in den verschiedenen Stadien der Demenz
Die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz im Verlauf der Erkrankung sind sehr individuell. Hierbei wird in drei Phasen der Demenzerkrankung unterschieden:
- In der Frühphase der Erkrankung ist eine selbstständige Ernährung meist noch problemlos möglich.
- Im mittleren Stadium der Demenz verlieren Betroffene zunehmend geistige Fähigkeiten wie Sprach- und Erkennungsvermögen, was auch zu Wahnvorstellungen führen kann. Sie vergessen öfter das Essen und Trinken oder haben Schwierigkeiten mit Besteck. Daher ist es bereits zu diesem Zeitpunkt wichtig, die erkrankte Person bei der Nahrungsaufnahme zu unterstützen und Essenszeiten immer zur gleichen Zeit am Tag zu planen.
- In der Spätphase der Demenz gehen Erkennungs-, Sprach- und Gehvermögen zunehmend verloren, oft begleitet von innerer Unruhe und gelegentlich aggressivem Verhalten. Eine selbstständige Versorgung ist ohne Unterstützung nicht mehr möglich. Eine verringerte Geschmackswahrnehmung sowie ein abgeschwächtes Hunger- und Durstgefühl beeinträchtigen zusätzlich die Gesundheit.
Kau- und Schluckstörungen
Tipps für die Ernährung bei Kau- und Schluckbeschwerden
Fokus auf die Haltung legen
Achten Sie auf eine aufrechte Sitzhaltung des Betroffenen. Der Kopf sollte leicht nach vorn geneigt sein. So wird verhindert, dass Nahrung in die Atemwege gelangt. Das Essen bei Demenz sollte in einer ruhigen Umgebung stattfinden – ohne Ablenkung durch Fernseher, Radio oder andere Nebengeräusche.
Ruhe bewahren und kommunizieren
Beim Anreichen sollte dem an Demenz erkrankten Menschen genug Zeit gelassen werden. Bedenken Sie, dass sich Ihre innere Unruhe überträgt. Betroffene Menschen verweigern in der Regel das Essen, wenn sie unruhig werden. Eine unaufgeregte Essensumgebung, appetitanregende Gerüche und Getränke helfen, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und die Erkrankten zum Essen zu animieren. Darüber hinaus spielt die Kommunikation beim Essen mit demenzerkrankten Menschen eine wichtige Rolle. Dazu gehört, dass die Person langsam auf das Essen eingestimmt wird und ihr währenddessen Lob und Bestätigung entgegengebracht wird.
Achten Sie auf die Konsistenz der Gerichte
Die verwendete Nahrung muss den besonderen Anforderungen entsprechen. Fragen Sie dazu auch den Arzt oder einen Logopäden. Achten Sie bei einer bestehenden Schluckstörung darauf, dass die Speisen gut gleitfähig sind und keine Mischkonsistenzen enthalten, wie beispielsweise Suppe mit Fleisch oder Gemüsestückchen.
Ruhephase nach dem Essen einleiten
Geben Sie dem Betroffenen ausreichend Zeit und Ruhe zum Schlucken. Bei Kau- und Schluckstörungen ist es wichtig, den Demenzkranken noch mindestens 20 bis 30 Minuten nach dem Essen im Blick zu behalten. Außerdem sollten Sie nach jeder Mahlzeit eine Mundpflege vornehmen.
Was ist bei der Ernährung bei Demenz zu beachten?
Gerade für Betroffene ist eine vollwertige Ernährung besonders wichtig, da der Energiebedarf durch unbewussten Bewegungsdrang oder innere Unruhe, die häufig im mittleren Stadium von Demenz auftritt, erhöht sein kann. Eine ausreichende Nahrungsaufnahme hilft, Gewichtsverlust vorzubeugen und den Körper zu unterstützen. Um Mahlzeiten attraktiv zu machen und die Zufriedenheit der Betroffenen zu steigern, können Sie sich an folgenden Punkten orientieren:
- Kochen Sie bekannte und regionale Gerichte, die Ihr Angehöriger aus der Vergangenheit kennt und gerne isst. Achten Sie dabei auf energiereiche Zutaten und/oder Speisen, um einem Gewichtsverlust – (und gegebenenfalls einer Mangelernährung –) entgegenzuwirken.
- Ermöglichen Sie dem Betroffenen die selbstständige Nahrungsaufnahme. Dies kann zum Beispiel mit Fingerfood erreicht werden. Mit fortschreitender Demenz können Kau- und Schluckstörungen auftreten. Achten Sie daher auf die passende Konsistenz der Speisen, um ein Verschlucken zu verhindern.
- Versuchen Sie, alle Sinne des Betroffenen anzuregen. Gerade Gerüche können die Nahrungsaufnahme positiv beeinflussen. So wirken beispielsweise der Duft von frischem Kaffee oder von frischen Brötchen besonders wohltuend auf die Betroffenen.
Der wichtigste Punkt gilt sowohl für Menschen mit als auch für Menschen ohne Demenz: Das zubereitete Essen muss schmecken.
Wie können Demenzkranke zum Essen animiert werden?
An Demenz erkrankte Menschen haben nicht nur eine beeinträchtigte Gedächtnisleistung, sondern sie haben auch ein zunehmend verändertes Essverhalten. Daher ist es wichtig, dass Pflegedienste und pflegende Angehörige den richtigen Umgang mit Demenzerkrankten kennen und verstehen. Um Demenz und Ernährung in Einklang zu bringen, sind folgende Tipps hilfreich:
- Setzen Sie auf abwechslungsreiche und nährstoffreiche (Zwischen-)Mahlzeiten – beispielsweise auch durch Fingerfood und des Konzepts „Eat by Walking“. Durch Letzteres wird Essen in kleinen, ansprechenden Häppchen präsentiert und während des Laufens verzehrt, da Demenzerkrankte häufig nicht still sitzen können. Als Fingerfood eignen sich unter anderem Gemüse, Obst, Brot und Gebäck sowie Eier. Vor allem bei Personen, denen der Umgang mit dem Besteck schwer fällt, ist Fingerfood eine gute Möglichkeit der Nahrungsaufnahme.
- Das Auge trinkt mit: Mit bunten Gläsern regen Sie von Demenz betroffene Personen dazu an, mehr zu trinken, da farblose Gläser oder Becher visuell schlechter wahrgenommen werden. Darüber hinaus bieten sich neben Tees oder (mit Wasser verdünnte) Fruchtsäfte auch „feste“ Rituale zur Flüssigkeitsaufnahme an. Zu allen Mahlzeiten, zwischendurch oder auch nur beim Zuprosten oder beim Einschenken: Integrieren Sie das Trinken in den Tagesablauf.
- Besonders Gerichte aus der Kindheit regen Menschen mit Demenz zum Essen und Trinken an. Setzen Sie auf Vertrautes und vermeiden Sie möglichst „Neues“, da dies Älteren eher als unbekannt erscheint.
- Das Geschmacksempfinden kann sich verändern. Sehr häufig entwickeln Betroffene eine Vorliebe für süße Speisen und Getränke. Um das Essen und Trinken zu erleichtern und zu fördern (z.B. im Fall einer Mangelernährung), sollten Speisen und Getränke süß schmecken, auch wenn es nicht der Norm entspricht.
- In Gesellschaft schmeckt es gleich nochmal so gut. Das gemeinsame Essen erinnert an damals und sorgt dafür, dass Senioren mit größerem Appetit zuschlagen. Doch beachten Sie: Jeder Senior ist anders. Eher introvertierte Senioren könnten in größerer Gesellschaft – oft in Verbindung mit Nebengeräuschen – unruhig werden und das Essen ablehnen. Daher sind die Nahrungsaufnahme und das Animieren zum Essen stets auf die individuellen Vorlieben abzustimmen.
Besondere Bedürfnisse erfordern besondere Menüs: Ernährung für Demenzkranke
Konsistenzveränderte Kost bei Demenz
Häufig gestellte Fragen
Wieso leiden Demenzpatienten häufig unter Gewichtsverlust?
Die Betroffenen haben - bedingt durch Unruhe, Mobilität und unter Umständen Sekundärerkrankungen - einen erhöhten Energiebedarf, der aus verschiedenen Gründen nicht immer vollständig gedeckt werden kann. Im Anfangsstadium einer Demenz kann der Betroffene meist noch selbstständig essen. Mit fortschreitendem Verlauf verschlechtern sich allerdings die Fähigkeiten, die zur Nahrungsaufnahme notwendig sind. Neben einer veränderten Geschmackswahrnehmung (süße Speisen werden häufig bevorzugt) kann auch das Nicht-Erkennen von Speisen und Getränken dazu führen, dass Betroffene zu wenig Nahrung zu sich nehmen und somit an Gewicht verlieren.
Welche (Wechsel-)Wirkungen ergeben sich durch die Medikamente?
Welche Auswirkungen kann Demenz auf die Ernährung haben?
Im mittleren Stadium der Erkrankung wird Besteck häufig nicht mehr erkannt, Handlungsstörungen treten auf und Essen und Getränke können nicht mehr erfasst werden. Im späteren Stadium werden Mahlzeiten von Betroffenen nicht mehr wahrgenommen. In der Endphase treten verstärkt Kau- und Schluckbeschwerden auf. Betroffene leiden häufig unter einem gestörten Hunger- und Sättigungsgefühl, weshalb es besonders wichtig ist, Essen lecker und appetitlich anzurichten.
Wissenswertes für Senioren und ihre Angehörigen
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